European Consumer Payment Report 2023

Der wirtschaftliche Abschwung hat Österreich fest im Griff und das spüren die Österreicher bereits in ihren Haushaltsfinanzen. Der European Consumer Payment Report 2023 widmet sich dem Thema genauer und zeigt die finanzielle Unsicherheit und den zunehmenden Druck auf die Lebenserhaltungskosten in Österreich. Verbraucher sind belastet durch hohe Zinssätze und noch immer anhaltend hoher Inflation. Das beeinflusst das tägliche Leben und zwingt viele zu neuen Entscheidungen, was ihre Ausgaben angeht. In diesem Artikel schauen wir uns das jetzt etwas genauer an.

Inhaltsverzeichnis

Belastung durch steigende Lebenshaltungskosten

Inflation

Ein Großteil der Verbraucher merkt die steigenden Kosten. 54 % geben an, dass sie weniger Geld zur Verfügung haben als noch vor einem Jahr, nachdem sie die wichtigsten Ausgaben bezahlt haben. Besonders Kreditnehmer mit variablem Zinssatz merken den Anstieg der Lebenshaltungskosten. Die Kollektivvertragsverhandlungen der Sozialpartner federn die Teuerung etwas ab, wirken aber nur zeitverzögert und, obwohl sie höher sind als in den Jahren zuvor, decken die jährlichen Anpassungen nicht immer die tatsächliche Teuerung.

Das macht Einsparungen notwendig. 34 % der Befragten überlegen die Ausgaben für den nächsten Urlaub zu reduzieren. 36 % werden im Weihnachtsgeschäft weniger ausgeben. Das ist aber noch nicht die Spitze des Eisbergs. Ganze 70 % versuchend die laufenden, täglich anfallenden Ausgaben zu reduzieren. Zu den Ersparnissen greifen, um diese täglichen Ausgaben decken zu können, muss über ein Drittel, 38 %. Es ist klar, dass letzteres auf Dauer nicht möglich sein kann und der Verzehr von Ersparnissen nur eine vorübergehende Lösung sein muss.

Mehr zum Thema Sparstrategien findest du übrigens hier.

Generationen
Generationen

Änderungen im Zahlungsverhalten

Insgesamt führt diese Situation dazu, dass viele ihre Rechnungen nicht mehr pünktlich bezahlen können. Rund ein Drittel (32 %) hatte im letzten Jahr Probleme Zahlungen einzuhalten. Besonders hoch ist der Anstieg bei der Generation X und den Millennials. Dieser Trend wird sich lt. aktuellen Erkenntnissen noch fortsetzen. Jeder Vierte hat sich zum Bezahlen von Rechnungen in den letzten sechs Monaten Geld geliehen. Genauso viele finanzieren die täglichen Ausgaben durch Darlehen bei Banken.

Rund 26 % haben weniger als ein Monatseinkommen zur Verfügung, um unerwartete Ausgaben decken zu können. Gar keine Rücklagen haben 20 %. Auch diese Zahlen steigen jährlich an, was keine gute Zukunft prognostizieren lässt. Wie sollten steigende Schulden abbezahlt werden, die überhaupt erst für laufende Ausgaben aufgenommen werden?

Europaweit geben drei Viertel der Befragten an, dass ein normaler Monat für sie entweder Leben am Existenzminimum bedeutet oder schon darüber hinaus. In Österreich ist diese Zahl zum Glück deutlich niedriger. Hierzulande sind es 27 %. Im Durchschnitt übertreffen die Ausgaben das zur Verfügung stehende Budget um EUR 233,-.

Abonnements sind ein Teil des Problems. Egal ob Streaming, Zeitung, Social Media, Auto, Wartungsvertrag und so weiter. Vieles ist, teilweise nur noch, im Abo erhältlich. Arbeitet man irgendwann seine ganzen Abos auf, stellt man fest, dass es oft mehr sind, als gedacht. Dieses Phänomen ist auch als „Subscription Creep“ bekannt. In der Befragung haben 32 % angegeben, dass sie über die Anzahl der eigenen Abos überrascht waren.

„Jetzt kaufen und später zahlen“-Angebote machen die eigenen Ausgaben noch unübersichtlicher. Ein Viertel gibt an, beim Überblick über Buy-now Pay-later Käufen Schwierigkeiten zu haben. Bei dieser Verschuldungsform ist am meisten die Generation Z mit 38 % betroffen, gefolgt von den Millenials. Bei der Generation X sind es nur 16 %.

Auswirkungen auf Unternehmen

Zahlungsausfälle als neue Norm

Der European Consumer Payment Report 2023 hat die Auswirkungen des Zahlungsverhaltens der Konsumenten auf Unternehmen untersucht. Hier fällt auf, dass Zahlungsausfälle in Österreich zunehmen. Dafür kann es verschiedene Gründe haben, wie beispielsweise Geldmangel oder einfaches Vergessen. Die Erhebung zeigt aber auch eine Abkehr von dem Gefühl der Verpflichtung, eine fällige Rechnung ordnungsgemäß zu bezahlen. Das bedeutet, es wird zunehmend unter den Verbrauchern akzeptiert, Rechnungen nicht mehr zu bezahlen.

Als einen Grund dafür wird eine steigende Wachsamkeit gegenüber Unternehmen angegeben, die versuchen die Teuerung durch „Gierflation“ auszunutzen. Dieser Begriff, zusammengesetzt aus Gier und Inflation, beschreibt die Weitergabe von Preiserhöhungen, deutlich über die Selbstkosten hinaus. Besonders in Zeiten einer hohen Inflation, wie wir sie schon länger haben, werden so von Unternehmen Preissteigerungen genutzt, um die Gewinne zu steigern.

Von den Befragten haben 27 % angegeben, sich weniger schuldig für eine unbezahlte Rechnung zu fühlen als in der Vergangenheit. Dass sich diese Einstellung so schnell nicht ändern wird, lässt die Tatsache vermuten, dass nicht daran geglaubt wird, dass sich diese Situation im nächsten Jahr ändern wird. 20 % befürchten, eine weniger wichtige Rechnung in den nächsten 12 Monaten nicht bezahlen zu können, da das Geld für gefährliche Kosten, wie Miete oder Strom gebraucht wird.XXXX

Zahlungsverhalten und Kundentreue

Unternehmen haben genauso wie Privatpersonen mit steigenden Ausgaben zu kämpfen. Verbraucher wissen das. Sie sind aber sensibilisiert dafür, wo sie ihr Geld ausgeben. 67 % geben an Unternehmen zu meiden, bei denen sie Gierflation entdecken. Dafür muss es gar nicht nur die Preise stark erhöhen, es genügt für den Konsumenten auch schon, wenn die Preise ein hohes Niveau halten, während die Selbstkosten sinken. Beispiel dafür sind die Banken, die sich dem Vorwurf der Gier aussetzen müssen, weil sie ihre Sparzinsen nicht erhöhen, während die Kreditzinsen steigen.

Wenn sich ein Unternehmen als Partner und Unterstützer seines Kunden positionieren kann, kann es von dem Konsumentenverhalten profitieren. 40 % kaufen gerne bei Anbietern ein, die flexible Zahlungslösungen anbieten. Zwei Drittel (64 %) halten es sogar für sozial verantwortlich, wenn sich die Zahlungsbedingungen an die Situation der Kunden anpassen lassen, besonders in wirtschaftlich herausfordernden Zeiten.

Damit schließt sich der Kreis zu den anfangs erwähnten Zahlungsproblemen aufgrund der Teuerung. Konsumenten werden in dieser Situation gerne flexible Zahlungsbedingungen nutzen. Dadurch steigt das Unternehmen im Ansehen des Konsumenten und die Chance auf einen Zahlungsausfall wird etwas geringer.

Finanzielle Allgemeinbildung

Finanzkompetenz

Grundsätzlich zeigt sich, dass Menschen mit besserer Finanzbildung auch bessere Entscheidungen im Umgang mit Geld treffen. Dabei ist es egal, ob es um Anlageentscheidungen von Erspartem geht, oder um besseren Umgang mit Schulden. Bildung stärkt die eigene Sicherheit im Umgang mit Geld, sie erleichtert die Planung sorgt am Tagesende für eine solide finanzielle Verfassung.

Diese Selbstsicherheit ist gemäß den Ergebnissen der Studie leider nicht ausreichend ausgeprägt. Nur 13 % geben an, Ihre Ausgaben gut unter Kontrolle zu haben und allen finanziellen Verpflichtungen nachkommen zu können. Auch die weiteren Erhebungen schlagen in die gleiche Kerbe. Auch, wenn der Zusammenhang zwischen Finanzwissen und Wohlstand nicht nachgewiesen werden konnte, zeichnet sich doch ein deutliches Bild ab, dass es seltener zu Zahlungsverzügen kommt, je besser die Finanzkompetenz ausgeprägt ist.

Auch auf Zukunftsoptimismus wirkt sich das eigene Finanzwissen aus. Ist weniger Wissen vorhanden, wird sowohl die nähere als auch die weitere Zukunft tendenziell schlechter eingeschätzt. Im Umkehrschluss passiert genau das Gegenteil. Diese Zukunftseinschätzung wirkt sich ebenfalls auf das menschliche Gemüt aus, was im Klartext bedeutet, wenn wir die Zukunft positiver sehen, fühlen wir uns besser. Damit hat finanzielle Bildung nicht nur einen Bezug zu mehr Wohlstand, sondern sorgt auch für psychisches Wohlbefinden und damit zu insgesamt mehr Lebensqualität.

European Consumer Payment Report 2023