Aktie der österr. Post

Als Teil des ATX ist dieser österreichische Wert eine nicht zu vernachlässigende Aktiengesellschaft. Darum hier die Analyse zum Unternehmen und der Geschichte der Post, zu den Kennzahlen und der Rendite.

Inhaltsverzeichnis

Unternehmen

Als Dienstleister im Post- und Logistikbereich ist die Österreichische Post von infrastruktureller Bedeutung für Österreich. Auch auf internationaler Ebene ist das Unternehmen in acht Ländern Zentral- und Osteuropas und in der Türkei präsent. Österreichweit werden Sendungen bis in die entlegensten Bereiche auf ländlicher Ebene täglich zugestellt. Die drei Geschäftsbereiche teilen sich in Filiale & Bank, Brief & Werbepost und Paket & Logistik.

Die Post liefert Grundversorgung durch Post-, Paket- und Logistikdienstleistungen. Finanzdienstleistungen im Sinne des Postsparkassengesetz werden durch die 90 % Beteiligung an der Bank99 in den Filialen und online erbracht. Sie ist ebenfalls im Kommunikations- und Informationstechnologiebereich aktiv und erbringt auch sonstige kommerzielle Leistungen, wie den Handel mit Waren aller Art.

Beteiligungen an Unternehmen, bzw. das Führen und Verwalten von Gesellschaften im In- und Ausland gehört ebenso zum täglichen Geschäft. Die bekanntesten Unternehmen in Verbindung mit der Post sind neben der bereits genannten Bank99, die seit April 2020 angeboten wird, die feibra GmbH, Post E-Commerce GmbH und die Post Wertlogistik GmbH. Zusätzlich existieren noch weitere 26 Beteiligungen im In- und Ausland.

Im Bereich der Filiale & Bank werden 65 Mio. Kundenkontakte jährlich im gesamten Filialnetz von rund 400 eigenen Standorten und 1.400 Postpartnern gezählt. Die Post fungiert im Filialbereich als Multidienstleiter, da abgesehen von den Bankdienstleistungen dort auch Telekommunikationsprodukte und verschiedene Handelswaren vertrieben werden und natürlich das Kerngeschäft, die Postbearbeitung stattfindet.
Selbstbedienungselemente wie Abhol- und Versandstationen sind rund um die Uhr verfügbar.

Brief & Werbepost beinhaltet Annahme, Vertrieb, Sortierung und Zustellung von Sendungen. Werbung, Zeitungen und Magazine, sowohl adressiert als auch unadressiert. Insgesamt werden pro Werktag etwa 18 Mio. Sendungen bearbeitet. Im letzten Jahr 2021 waren davon 615 Mio. Briefe, 645 Mio. Regional- und Printmedien und 3,2 Mrd. Werbesendungen.

Die Sparte Paket & Logistik beinhaltet im Kernbereich die Paketbeförderung und Expresssendungen. Neben diesen ist die Lebensmittelzustellung ein weiterer Bereich, so wie Fulfillmentlösungen, beispielsweise Lagerung, Kommissionierung oder Retourenmanagement. Geld- und Werttransporte werden ebenfalls in dieser Sparte durchgeführt. 453 Mio. Pakete (inkl. Expresssendungen und Dokumente) wurden im letzten Jahr konzernweit transportiert. Die Paketbeförderungen im Ausland kommen noch mit 269 Mio. Stück hinzu.

Geschichte

Achtung, jetzt machen wir einen historischen Ausflug, der bis in das 15. Jahrhundert zurückreicht. Damals richtete Kaiser Maximilian I. eine berittene Post ein, die Städte in Frankreich, Italien und Deutschland verband, bis hin zu Wien. Auch private Post wurde zugelassen. Im weitesten Sinne kann sie als Vorläufer der heutigen Post angesehen werden. Später wurde die Post erstmalig „privatisiert“ – bis ins Jahr 1722. Dann wurde unter Kaiser Karl VI. ein staatliches Postmonopol errichtet.

Durch die Eisenbahn wurde im 19. Jahrhundert die Postbeförderung auf ein neues Level gehoben. Im August 1850 wurde das erste fahrende Postamt zwischen Wien und dem deutschen Oderberg in Betrieb genommen. Im gleichen Jahr hat die Idee der Briefmarke Österreich erreicht und wurde damit von den Briten übernommen, die sie 10 Jahre zuvor eingeführt hatten. Die erste Postkarte, die als unverschlossenes Briefstück transportiert wurde, wurde 1869 initiiert. Ebenfalls ins 19. Jahrhundert fallen die ersten Briefkästen, Postanweisungen und Nachnahmesendungen.

Telekommunikation viel damals auch schon in den Postbereich. Zuerst noch per Telegrafie, die 1847 entstand und später, im Jahr 1881 ging das erste österreichische Telefonnetz in Betrieb. 1914 wurden bereits 100 Eisenbahnwaggons für die Post eingesetzt. Militärische Post wurde ab 1915 auf dem Luftweg transportiert, zivile Luftpost folgte im Jahr 1918 innerhalb Europas und ab 1928 auch über den Ozean.

Das Postleitzahlensystem wurde 1966 etabliert. EMS (Express Mail Service) wurde 1986 eingeführt. Die „Österreichische Post und Telegraphenverwaltung existierte bis ins Jahr 1996, aus ihr entstand die „Post und Telekom Austria“. Nur zwei Jahre später spaltete sich die „Telekom Austria“ allerdings von ihr ab und seit dem Jahr 1999 wurde die Post als „Österreichische Post AG“ privatisiert und besteht in dieser Form bis heute.

 

Die Aktiengesellschaft

Mehrheitseigentümer mit 52,8 %. ist die ÖBAG. Die Österreichische Beteiligungs AG verwaltet insgesamt zehn Beteiligungen der Republik Österreich und besteht seit 1967, in ihrer jetzigen Struktur seit 2019. Der Rest der Post-Aktien ist in Streubesitz. Der überwiegende Anteil des Streubesitzes mit 59,4 % wird von privaten und institutionellen Anlegern in Österreich gehalten. 18,4 % in Nordamerika, 13,4 % in Kontinentaleuropa (ohne Österreich) und der Rest verteilt sich auf Großbritannien/Irland und den Rest der Welt.

Österr. Post Streubesitzverteilung
Österr. Post Streubesitzverteilung

Die inhaltliche Ausrichtung konzentriert sich auf drei Punkte.
Zum einen bleibt der Focus am Brief- und Paketmarkt im Inland, die Marktführerschaft soll dort verteidigt werden. Hier kann man z.B. den Paketbereich nennen, in dem mit dem Volumen gleichzeitig die Erwartungshaltungen der Kunden wachsen. Die Servicequalität soll hier weiter ausgebaut werden, wie es zuletzt etwa mit Empfangsboxen, Umleitungen und der Post-App geschah.
Zum anderen möchte das Unternehmen im Ausland weiterhin wachsen. Zuletzt geschah das mit der Übernahme der Aras Kargo in der Türkei. Zukünftig sind diverse Immobilienprojekte und eine Beteiligung an Pharmagroßhandel AEP geplant, der in Deutschland ein Viertel der Apotheken beliefert.
Drittens sollen dem Empfängerkunden Dienstleistungen angeboten werden. Sowohl im digitalen Bereich mit dem Shöpping-Marktplatz als auch in den Filialen mit physischer Dienstleistung.

Österr. Post strategische Ausrichtung
Österr. Post strategische Ausrichtung

Auch neue Geschäftsmodelle, wie die Bank99 gehören dazu. Im Zentrum dieser Strategie steht das Thema Nachhaltigkeit. Seit 2011 ist die Post CO2-neutral und war damit das erste Unternehmen weltweit in dieser Branche, dass diesen Status erreicht hat. Die Senkung der Emissionen durch Reduktion von fossilen Energieträgern bleibt weiter ein wichtiges Ziel und trotz steigenden Sendungsvolumen soll bis 2030 österreichweit eine absolute CO2-Verminderung von 38 % erzielt werden. 2040 will die Post komplett Klimaneutral sein.

Für Aktionäre möchte die Gesellschaft berechenbar und stabil bleiben und als verlässlicher Dividendenzahler wahrgenommen werden. Dafür sollen mindestens 75 % des Nettoergebnisses verwendet werden. Dazu später mehr.

Kennzahlen

2021 lief für die Post sehr gut. Das Umsatzwachstum im Vergleich zum Vorjahr beträgt über 15 % und liegt bei rund 2,5 Mrd. Euro. Das operative Ergebnis stieg um 27 % auf über 200 Mio. Euro. Zuvor ist es allerdings schon im Jahr 2019 zurückgegangen und brach im Coronajahr 2020 stark ein. In den letzten Jahren war der Höchststand bei 211 Mio. im Jahr 2018. Beim Nettoergebnis lief es in den letzten beiden Jahren ähnlich. Von 2020 auf 2021 gab es einen Gewinnsprung von 37 %, allerdings von einem niedrigen Niveau aus. Im Vergleich zu 2020 waren 2018 & 2019 deutlich höher und 2017 konnte überhaupt das beste Ergebnis der letzten Jahre eingefahren werden. Der Gewinn pro Aktie gleicht dem Nettoergebnis und stieg zuletzt ebenfalls um 37 % auf EUR 2,34 pro Stück an. An den ausgegebenen Aktien gibt es keine Veränderung. Diese liegen stabil bei rund 68 Mio. Stück.

Personal wurde nach einem Rückgang 2019 deutlich aufgestockt und erreichte 2021 einen neuen Höchststand von 27.275 Personen. Der Umsatz pro Mitarbeiter ist bis auf das Jahr 2019 relativ stabil. Die Gesamtkapitalrendite sinkt von Jahr zu Jahr von 10 % im Jahr 2017 auf 3,5 % 2021.

Österr. Post Bilanz und Personal
Österr. Post Bilanz und Personal

Das KGV verhält sich stabil und liegt die letzten Jahre zwischen 14,1 und 16,8. Das Kurs-Umsatz-Verhältnis ebenso mit Werten von 0,9 bis 1,3. Das Verhältnis von Kurs zu Buchwert liegt ebenso im gleichbleibenden Bereich von 2,9 bis 4 im Jahr 2021. Das KCV veränderte sich im Coronajahr auf nur 2,65 und verdoppelte sich 2021 auf 5,18. In den Jahren zuvor lag es zwischen 6,9 und 9,9. Die Dividende betrug zuletzt EUR 1,90 und die Dividendenrendite 5 %. Die Verschuldung stieg von Jahr zu Jahr an und erreichte 2021 einen neuen Höchststand. Der Gewinn je Aktie ist bis auf das Coronajahr stabil und betrug zuletzt 2,25 Euro.

 
Österr. Post Bewertung
Österr. Post Bewertung

Aktienrendite

Österr. Post Linienchart seit 2007
Österr. Post Linienchart seit 2007
Österr. Post Wochenchart der letzten 5 Jahre
Österr. Post Wochenchart der letzten 5 Jahre

Die Aktie hatte seit dem Jahr 2007 ihren Tiefpunkt bei EUR 17,43 im August 2009 und den bisherigen Höchstand bei EUR 47,90 im Juli 2021. Heuer hatte sie ihren Tiefpunkt am 28. September bei EUR 25,80. Von dort hat sie sich bis heute ein wenig erholt und liegt derzeit (06.11.2022) bei EUR 28,85. YTD ist die Entwicklung -23,7 %. Die Performance über 1 Jahr liegt in einem fast identischen Bereich von -23,5 % und über drei Jahre beträgt sie -13,1 %.

Aber für Dividendenjäger könnte dieser Wert jedenfalls interessant sein. So gehört die österr. Post zu gern gesehenen Dividendenzahlern. Seit 2006 wurde regelmäßig Dividende ausbezahlt. Dreimal blieb die Dividende gleich, ansonsten wurde sie jährlich erhöht – bis zum Coronajahr. Ausgeschüttet wurde sie zwar, allerdings mit einer Kürzung von 23 % sank sie von EUR 2,08 auf EUR 1,60 und damit auf das Niveau von 2010. Im Jahr 2021 wurde sie um 19 % auf EUR 1,90 erhöht, allerdings erreichte auch das nur den Wert von 2013.

Positiv ist, dass trotz Gewinneinbruch im Jahr 2020 ausgeschüttet wurde und die Dividendenrendite jährlich im Bereich von 5 bis 6,9 % liegt. Jährlich ist dabei ein gutes Stichwort. Als europäisches Unternehmen wird einmal jährlich Dividende bezahlt.

Dividende
Dividende

Abschließende Bewertung

Das heurige Jahrestief bei EUR 25,80 ist auch das Tief, das zuletzt im August 2012 erreicht wurde. Wer also damals den Einstieg verpasst hat, hat das vielleicht in den letzten Wochen schon nachgeholt oder könnte das noch vorhaben. Verhältnismäßig überhöhte Kurssteigerungen dürfen sich von diesem Unternehmen nicht erwartet werden und ob, bzw. wann der Preis den Bereich von jenseits der 40 Euro wieder erreicht kann – nicht nur aufgrund der derzeitigen globalen Wirtschaftslage – natürlich nicht seriös beantwortet werden. Das letzte Mal war der Kurs im Sommer 2021 dort, davor im Sommer 2018 und davor im Frühling 2015. KGV und KUV sind seit Jahren stabil Aufgrund des derzeitigen Kursniveaus könnte sich allerdings trotzdem ein guter Einstieg ergeben, zumindest mittel- bis langfristig sollten sich hier Kursgewinne ergeben.

Der Fokus wird bei diesem Wert aber eher auf Dividenden liegen. Bis Corona lag die Steigerung der Dividende im Mittel bei 6,2 % pro Jahr. Eine Berechnung mit diesem Wert mit einer Ausgangsbasis von EUR 1,90 aktuell bringt ein Ergebnis von EUR 3,47 im Jahr 2031. Bezogen auf den heutigen Einstiegskurs würde die derzeitige eigene Dividendenrendite bei 6,6 % und in zehn Jahren bei 12 % liegen. An dieser Stelle aber der Hinweis, dass aufgrund der Dividendenkürzung 2020 das jederzeit wieder passieren kann und natürlich Dividenden keinesfalls garantiert sind.

Bei einer Rechnung mit einer Steigerung von nur der Hälfte der vorhin angenommen 6,2 % sieht das Ergebnis so aus, dass die Dividende in zehn Jahren bei EUR 2,58 liegen würde, was dann für die Rendite 8,9 % statt 12 % bedeutet. Ein, wie ich finde, trotzdem noch guter Wert. Die Ausschüttungsquote soll mindestens 75 % des Nettoergebnisses betragen, was jedenfalls positiv zu bewerten ist.

Für 2022 wird ein ähnlicher Umsatz wie im Jahr 2021 angepeilt, obwohl das Unternehmen zugibt, dass die konjunkturelle Lage eher schlechte Voraussetzungen mit sich bringt. KGV und KUV sind über die Jahre stabil. Das Kurs-Buchwert-Verhältnis war 2021 ziemlich hoch, ist durch den aktuellen Fall des Aktienkurses bei ungefähr 3. Das Kurs-Cashflow-Verhältnis liegt aktuell bei rund 4, einem, außer im Coronajahr, niedrigen und damit guten Wert. Aufgrund dieser Kennzahlen spricht der derzeitige Kurs für einen Kauf.

Analysten Kursziele
Analysten Kursziele

Analysten sind sich derzeit sehen die Aktie in unterschiedlichen Preisniveaus von EUR 20 bis 34. Mit der ausgeklammerten (weil veralteten) Analyse von 2021 ergibt das mittlere Kursziel einen Wert von EUR 27,50 und damit einen Preis geringfügig unter dem derzeitigen Marktpreis.

Wie immer gilt: Das ist keine Aufforderung zum Handeln und auch keine Wertpapierberatung. Jeder sollte sich seine eigenen Gedanken machen und seine eigene Entscheidung treffen. Wenn euch diese Infos dabei geholfen haben, freue ich mich natürlich. Bis zum nächsten Mal und ich wünsche gute Investments!

Credits

Unternehmen: Österr. Post AG
ISIN: AT0000APOST4

Download: Geschäftsbericht 2021

Webseite Kunden: https://www.post.at/
Webseite Investoren: https://www.post.at/ir/c/investor-relations

Transparenzhinweis: Der Autor ist zum Zeitpunkt der Erstellung des Artikels nicht in das Unternehmen investiert.