Elektroautos und European Lithium

Das Ende der Verbrenner wurde eingeleitet und daher werfen wir einen Blick auf die derzeitige PKW-Situation in der EU, den Bedarf an Rohstoffen und auf ein Unternehmen, das sie in Österreich abbauen will.

Inhaltsverzeichnis

Neuzulassungen 2035

Ab dem Jahr 2035 sollen alle Neuwagen in der EU emissionsfrei sein. Das wurde aus Brüssel am 28.10.2022 verkündet. Das ist schon ein ziemlich ehrgeiziges Ziel. Dass der Trend in die Richtung CO2 Reduktion, bzw. Vermeidung geht ist schon länger klar, aber dass in nur rund 12 Jahren der Verbrenner komplett vor dem Aus stehen soll, geht für manche vielleicht doch etwas schnell.

EU Pressemitteilung Screenshot
EU Pressemitteilung Screenshot

Diese Nachricht wirft auf verschiedenen Ebenen Fragen auf. Besonders im Bereich der alternativen Antriebe gibt es nicht viele Wahlmöglichkeiten. Wasserstoffautos gibt es zwar schon, allerdings angesichts des hohen Kaufpreises und der defacto nicht vorhandenen Ladeinfrastruktur sind sie wohl kaum eine Alternative. In Österreich wurden im Jahr 2020 genau 14 Wasserstoffautos neu angemeldet.

Die unmittelbare Zukunft gehört daher den batteriebetriebenen Elektroautos. Hier hat sich im letzten Jahrzehnt viel getan, die Infrastruktur wurde entsprechende ausgebaut und für Hausbesitzer sollte es grundsätzlich kein Problem sein, das eigene Fahrzeug an die Steckdose zu hängen. Das Angebot an Neuwägen wird auch immer größer, praktisch jeder Hersteller hat bereits ein Elektromodell im Sortiment.

Viele Autobauer, wie Mercedes, General Motors, Volkswagen oder BMW werden voraussichtlich schon vor der von der EU vorgegebenen Frist nur noch Elektroautos produzieren. VW baut in den nächsten Jahren sechs große Batteriefabriken in Europa, um dieses Ziel zu erreichen. Beispielsweise soll ein Werk in Spanien in vier Jahren in Betrieb gehen. Insgesamt werden mehr als sieben Mrd. Euro dafür budgetiert und 3000 Arbeitsplätze werden entstehen. Mercedes-Benz baut in Italien und Opel hat mit Peugeot in Frankreich Pläne für Produktionsstätten.

Elektroautos in der EU

Auch wenn der Anteil an Elektroautos stetig zunimmt, liegt er in der EU bei unter einem Prozent. Laut Eurostat gab es im Jahr 2020 in der europäischen Union insgesamt rund 250 Mio. PKW. Die höchste Anzahl in Deutschland mit 48 Mio. und die niedrigste in Malta mit 308.000 Autos. In Österreich waren es knapp über 5 Mio. Autos. Die jährlichen Zuwachsraten sind zwar sehr hoch, mit beispielsweise 64 % von 2018 auf 2019 oder 83 % von 2019 auf 2020, was am Gesamtbestand immerhin die dreifache Menge an Elektroautos im Jahr 2020 im Vergleich zum Jahr 2018 entspricht und sogar das 20fache im Vergleich zum Jahr 2013, insgesamt aber waren 2020 knapp über eine Million Elektroautos in der EU zugelassen, was einen Anteil am PKW-Gesamtbestand von 0,4 % entspricht.

 
PKW in der EU 2013-2020
PKW in der EU 2013-2020

Rohstoffe

Kobalt, Lithium, Nickel und Graphit. Diese Materialien werden unter anderem für die Herstellung von Batterien benötigt. In Anbetracht der gewaltigen Menge an neuen Elektroautos bis 2035 und ab dann stark steigend weiterhin bis 2050, wenn voraussichtlich die letzten Verbrenner gegen Stromfahrzeuge ausgetauscht werden, liegt es auf der Hand, dass die Nachfrage nach diesen Materialien gewaltig steigen wird. Die Verfügbarkeit von Öl und Gas bevorzugt derzeit schon einzelne Staaten, die das Glück haben über ausreichend Ressourcen zu verfügen. Bei den oben genannten Rohstoffen herrscht noch eine viel stärkere Konzentration. Etwa 70 % des derzeitigen Kobalts kommen aus dem Kongo. Die Hälfte des geförderten Nickels stammt aus Indonesien, Russland und den Philippinen. Lithium wird zur Hälfte in Australien und zu einem weiteren Viertel in Chile und China gefördert. Die Verarbeitung zum gebrauchsfertigen Produkt erfolgt noch konzentrierter zu rund 60 % bei Lithium und Kobalt und zu rund 90 % bei Seltenen Erden in China.

Projekt in Österreich

Nach China ist die EU der zweitgrößte Importeuer von Lithium und verbraucht etwa 21 % des Weltmarktes. Einige Aufbereitungsanlagen sind in der EU vorhanden, idealerweise sollten diese mit Blick auf den zukünftigen Bedarf zahlen- und leistungsmäßig allerdings aufgestockt werden. An diesem Punkt kommt ein Unternehmen aus Australien ins Spiel, das plant in Österreich Lithium abzubauen. Selbstgestecktes Unternehmensziel ist es europäischer Marktführer in diesem Bereich zu werden. Einen möglichen Abnehmer gibt es bereits. BMW hat bereits seine Absichten bekanntgegeben, aus denen ein fester Liefervertrag entstehen könnte.

Das Lithiumprojekt Wolfsberg wurde bereits von der österr. Bergbaubehörde lizensiert und es sollen jährlich rund 700.000 Tonnen abgebaut werden, bis die insgesamt vermutete Ressource von 6,3 Mio. Tonnen erreicht ist. Baubeginn ist für 2023 geplant und die Produktion von Lithiumhydroxid soll bis Anfang 2025 erfolgen. Hier sind aber noch behördliche Genehmigungen ausständig. Im Jahr 2019 war der Beginn der Produktion noch im Jahr 2022 geplant. Ob die Pandemie alleiniger Verursacher der Verzögerung war, konnte nicht in Erfahrung gebracht werden.

European Lithium Vorort

Unternehmen

Hinter dem Projekt steht die ECM Lithium AT GmbH, als operative Gesellschaft vor Ort. Als börsennotiertes Unternehmen fungiert die Mutter European Lithium Ltd. Ebendiese hat mit der Sizzle Acquisition Corp, einer an der NASDAQ notierten Zweckgesellschaft im letzten Monat einen Unternehmenszusammenschluss vereinbart. Im Zuge dessen werden die Beteiligungen am Lithiumprojekt Wolfsberg an die neu gegründete Critical Metals Corp übertragen und die österr. Tochter- und Schwesterunternehmen fusionieren. Diese Veränderungen werden dem neuen Unternehmen die nötigen Mittel zur Finanzierung bringen, um das Projekt voranzutreiben. Größter Anteilseigner wird die European Lithium sein und vermutlich weiter an der Australian Securities Exchange gehandelt werden.

European Lithium Fact Sheet
European Lithium Fact Sheet

Aktie

Die Aktie von European Lithium ist seit ein paar wenigen Jahren handelbar, z.B. bei Trade Republic oder Flatex. Aber Vorsicht, das Papier fristet als Penny Stock sein Dasein und bewegt sich im Bereich von 3 bis 14 Cent. Die Marktkapitalisierung beträgt rund 122 Mio. AUD.

Da das Unternehmen derzeit nur Verluste produziert ist ein Kauf äußerst spekulativ. Wie die anstehende Fusionierung bewertet wird und fehlende Genehmigungen erteilt werden, wird sich erst noch zeigen. Letzteres wird aufgrund der allgemeinen politischen Ausrichtung, der Wertschöpfung in der Region und das Vorantreiben der Unabhängigkeit Europas von Importen aber eher die Chancen auf einen positiven Abschluss erhöhen.

Bis es zu möglichen Gewinnen und damit vermutlichen Kurssteigerungen kommt, wird wohl noch einige Zeit vergehen. In der Zwischenzeit können Aktionäre nur Zuschauen und vom Geld träumen, Dividenden werden keine bezahlt. Sollte es zu keinen Investitionsgewinnen kommen, bleibt für Anteilseigner das gute Gefühl, ein Teil der Wertschöpfung aus dem Herzen Europas zu sein.

European Lithium Chart 1 Jahr
European Lithium Chart 1 Jahr

Credits

Unternehmen: European Lithium Ltd
ISIN: AU000000EUR7
Webseite: https://europeanlithium.com/de/

Transparenzhinweis: Der Autor ist zum Zeitpunkt der Erstellung des Artikels in das Unternehmen investiert.