P2P Kredite und warum sie als Investment abzulehnen sind

Wenn es um alternative Anlageformen geht, fällt oft der Begriff „Peer-to-Peer-Kredite“. Obwohl, mittlerweile nicht mehr so oft, wie es noch vor 2-3 Jahren der Fall war. Diese Portale haben mit hohen Zinsen gelockt. Bondora, Mintos, oder wie sie alle noch heißen, haben mich nie interessiert. Und auch, wenn viele der Meinung sind, dass diese Investmentform dem Portfolio beigemischt sein sollte, sage ich dazu: Beschäftigt euch nicht mit diesem Müll. Warum, das möchte in diesem Artikel etwas genauer erläutern.

Das Versprechen

„Endlich können auch Privatpersonen im Bankenmarkt mitmischen“, „Hohe Rendite mit wenig Aufwand“, oder „Einfacher war investieren noch nie“.
So oder so ähnlich hat sich das Versprechen angehört, dass die Anbieter der Plattformen gegeben haben und noch immer geben.

Schauen wir uns einmal an, was P2P-Kredite überhaupt sind. Sie sind eine Form der Kreditvergabe, bei der Privatpersonen Geld an andere Privatpersonen verleihen. Das passiert über Onlineplattformen, die als Vermittler auftreten. Vereinfacht gesagt wendet sich jemand an die Plattform, der sich Geld leihen will. Die Plattform nimmt das Geld der Investoren und gibt es dem Kreditnehmer. Der bezahlt das Geld mit Zinsen wieder zurück. Die Zinsen sind hoch und liegen im Schnitt über 20 %. Die Plattform behält sich einen Teil davon ein und gibt den anderen Teil an die Investoren weiter.

Ein gutes Geschäft für die Plattform. Sie schließt das Risiko aus und verlagert es an die Investoren. Das verdiente Geld selbst kommt aus teuren Krediten von den Kreditnehmern.

Doch warum ist jemand überhaupt bereit 20 % und mehr an Zinsen zu bezahlen? Da kommen wir zum ersten Problem. Die Kreditnehmer bezahlen diesen Zinssatz nicht aus reiner Freude, sondern bekommen in der Regel über herkömmliche Banken keinen Kredit mehr. Das passiert, wenn die Bonität der potenziellen Kreditnehmer schlecht ist.

Die Verlockung und das Risiko

Die größte Gefahr beim Investieren in P2P Kredite liegt im Ausfallrisiko. Unbesicherte Verbraucherkredite haben grundsätzlich ein höheres Risiko, als zB Immobilienkredite. Es gibt keine Sicherheiten, die bei Zahlungsausfall verwertet werden können.

Anders als bei klassischen Spareinlagen greift auch nicht die staatliche Einlagensicherung, die sonst bis zu EUR 100.000,- pro Person bei einer Pleite der Bank garantiert.
Diese fehlenden Besicherungen bedeuten, dass es möglich ist nicht nur keinen Vermögenszuwachs zu haben, sondern auch, dass ein 100 %iges Verlustrisiko besteht.

Diese Kreditform ist auch langfristig aufgebaut. Da der Anlagehorizont mehrere Jahre beträgt, können frühzeitige Kapitalauszahlungen, falls sie überhaupt möglich sind, dazu führen, dass der ursprüngliche Investmentbetrag teilweise oder ganz verloren wird.

Fehlende Kontrolle. Es ist nicht klar, an welche Person das eingesetzte Kapital verliehen wird, oder auf welche Personen es aufgeteilt ist. Im Fall eines Zahlungsausfalls eines einzelnen, kann nichts unternommen werden. Es kann nicht selbst gemahnt, den Schuldner besucht, oder ein Gerichtsverfahren eingeleitet werden.

Falls alles gut läuft, muss der Gewinn selbst versteuert werden. Das automatisierte Einbehalten einer Kapitalertragssteuer und die Abfuhr an das zuständige Finanzamt, wie man es von Banken oder Brokern kennt, kommt hier nicht zu tragen. Beträge müssen selbst dokumentiert und in der persönlichen Steuererklärung berücksichtigt werden. Andernfalls kann ein Finanzstrafverfahren drohen.

Wie bei Börseninvestment gilt auch bei Onlinekrediten: Die Performance der Vergangenheit spiegelt nicht die Erträge der Zukunft wider. Gewinne werden nicht garantiert, gute Entwicklungen müssen sich nicht weiter fortsetzen und können jederzeit einbrechen.

All diese Punkte sind im Übrigen nicht an den Haaren herbeigezogen, sondern finden sich auf der Homepage einer großen P2P-Plattform wieder. Schaut einfach Mal ins Kleingedruckte.

Rückkaufgarantien, wie sie von manchen Anbietern angeboten werden, gelten natürlich auch nur so lange, solange der Garantiegeber selbst nicht insolvent ist. Womit sich der Kreis zum anfangs erwähnten Ausfallrisiko schließt.

Fazit

Hohe Renditen gehen immer mit einem hohen Risiko einher, und das Ausfallrisiko bei P2P Krediten ist nicht zu unterschätzen. Ich halte diese Investments für eine äußerst riskante Anlageform, die auch deshalb so populär geworden ist, weil viele in ihren Videos sie in den höchsten Tönen gelobt haben. Ob vielleicht die Affiliateprogramme der Plattformen etwas damit zu tun haben, muss jeder selbst für sich beantworten.

Für erfahrene Anleger, die sich der Risiken bewusst sind, ist diese Anlageform möglicherweise geeignet. Dann wohl aber auch nur, wenn diese Assetklasse dem Anlageportfolio nur gering beigemischt ist. Damit sich das Beschäftigen damit sich dann aber auch lohnt, sollte das eigene Vermögen schon etwas größer sein. Da bleibt für mich nur die Frage, wenn ich über ein größeres Vermögen verfüge, habe ich es dann überhaupt noch notwendig, auch nur eine kleine Summe in ein derartiges Risikogeschäft zu verschieben? Ist das Chance-/Risikoverhältnis bei P2P-Krediten nicht zu unausgewogen für mich? Und, macht es nicht vielleicht mehr Sinn mich mit sichereren Sparstrategien, Vermögensaufbau und Vermögensschutz zu beschäftigen?