Umgang mit Buchverlusten am Beispiel Valneva

Der Aktienhandel verläuft oft anders als geplant. Was zunächst als eine vielversprechende Investition gedacht war, kann sich manchmal zu einem endlosen Verlustgeschäft entwickeln. Warum ein Aktientausch manchmal die bessere Wahl ist, sehen wir uns das anhand einer realen Situation jetzt genauer an.

Kürzlich hat mir ein Freund erzählt, dass er im Oktober 2021 Valneva-Aktien (FR0004056851) gekauft hat, zu einem Preis von etwa 15 Euro. Zu dieser Zeit gab es einen regelrechten Hype um Impfstoffaktien. BioNTech hatte sich vervielfacht, und Valneva wurde zugetraut, ähnlich erfolgreich zu sein. Der Aktienkurs lag vor Ausbruch der COVID-19-Pandemie bei höchstens 4 Euro, stieg aber in den folgenden Monaten rapide an und hat im August 2021 einen Stand von 25 Euro erreicht.

Dann kam im September 2021 eine Korrektur auf 12 Euro und es sah so aus, als wäre das ein günstiger Einstiegszeitpunkt. Tatsächlich ist der Aktienkurs danach rapide angestiegen und hat am 30. November 2021 seinen Höchststand von 29,70 Euro erreicht. Im Rückblick hätten sich in nur zwei Monaten fast 100 % Gewinn erzielen lassen. Nachher ist man allerdings immer klüger und mit dem Blick zurück ist das auch immer leicht zu beurteilen.

Im Januar 2022 begann ein erster Abstieg auf 13-16 Euro, und ab Mai 2022 ist die Aktie weiter gesunken. Seit September 2022 bewegt sie sich seitwärts in einem Bereich von 5-7 Euro.

In dieser Situation bedeutet das, dass man mit einem Buchverlust von etwa 66 % konfrontiert ist. Erschwerend kommt dazu, dass die Valneva-Aktie keine Dividenden ausschüttet. Daher bleibt nur die Hoffnung auf eine Erholung der Aktie, um den Verlust auszugleichen. Aber was, wenn sich die grundlegende Perspektive für das Unternehmen geändert hat?

Inzwischen ist es unwahrscheinlich, dass eine COVID-19-Impfung zu einem dramatischen Anstieg des Aktienkurses führen wird. BioNTech dominiert den Markt, und die Impfbereitschaft ist rückläufig.

Ist es also ratsam, die Aktie weiterhin zu halten? Diese Frage spaltet die Meinungen, insbesondere weil einige Anleger ungern Buchverluste realisieren. Das ist durchaus verständlich, denn es bedeutet nicht nur ein Eingeständnis eines Irrtums, sondern auch einen finanziellen Verlust.

Valneva Chart
Valneva Chart

Warum also nicht nach Aktien Ausschau halten, die zwar einen ähnlichen Wertverlust erlebt haben, aber bessere Zukunftsaussichten bieten? Unternehmen wie Citigroup, Walt Disney, Hormel Foods, Intel, Leggett & Platt, 3M, Medical Properties Trust, Paypal und T. Rowe Price sind alle erheblich gefallen. Warum also nicht den verbleibenden Wert der Valneva-Aktien nehmen und in ein Unternehmen investieren, dessen Zukunftsaussichten vielversprechender sind?

Wir möchten das nun anhand eines Beispiels genauer betrachten und entscheiden uns für Hormel Foods. Hormel stellt Lebensmittel her und gehört daher zu den unzyklischen Konsumaktien. Das Unternehmen existiert seit 132 Jahren, etwa das 13-fache im Vergleich zu Valneva. Das Geschäft ist weniger aufregend, was im Allgemeinen weniger starke Kursschwankungen bedeutet. Außerdem schüttet das Unternehmen seit 57 Jahren vierteljährlich Dividenden aus. Die Dividendenrendite beträgt derzeit 2,9 %.

Biotech-Aktien bieten zwar das Potenzial für größere Kursgewinne, wenn Erfolge verzeichnet werden, aber es kann auch lange dauern bis diese Erfolge kommen und bei einigen Unternehmen können sie möglicherweise auch nie eintreten.

Als Anleger muss man wissen, was man durch den Kauf von Aktien erreichen möchte. Wenn die Aktie über Jahre oder Jahrzehnte seitwärts läuft und man damit leben kann, dann ist das in Ordnung. Persönlich finde ich den Tausch in Dividendenaktien von etablierten Unternehmen mit einem konservativen Geschäftsmodell jedoch attraktiver.

Während hier keine massiven Kurssteigerungen zu erwarten sind, sind langfristige Erfolge aber wahrscheinlicher, weil davon ausgegangen werden kann, dass sich die Unternehmensentwicklung der Vergangenheit auch in die Zukunft fortsetzen wird. Dividendenzahlungen alle drei Monate bieten nicht nur einen regelmäßigen Cashflow, sondern machen es auch mental erträglicher, wenn der Aktienkurs eine Zeit lang nicht so verläuft, wie es sich der Anleger vorstellt.

Für risikofreudigere Anleger bleibt natürlich die Möglichkeit, Valneva-Aktien gegen etwas riskantere Titel einzutauschen, die mehr Kurswachstum versprechen. Die Grundüberlegung bleibt aber dieselbe: Wenn sich die Meinung zum Unternehmen, in das man investiert hat, geändert hat, sollte man verkaufen und das Geld in eine andere Investition umschichten.

Hormel Foods Chart
Hormel Foods Chart

Neben den allgemeinen strategischen Auswirkungen, die ein Aktientausch mit sich bringen kann, sollten auch steuerliche Aspekte beachtet werden. Aber möglicherweise spielt einem das auch direkt in die Karten und kommt gerade jetzt zu einem passenden Zeitpunkt. Je nach Entwicklung anderer Aktien im Portfolio kann die Realisierung eines Verlustes steuerliche Vorteile bieten.

Steuerliche Überlegungen sollten nicht die Hauptgrundlage für Investmententscheidungen sein, können aber durchaus in die Entscheidung zum Kauf oder Verkauf von Wertpapieren mit einfließen. Letztendlich ist es eine höchst persönliche Entscheidung, wie man mit Verlusten umgeht. Sie hängt unter anderem vom eigenen Risikoprofil und der strategischen Ausrichtung der Investments ab. Für zukünftige Kaufentscheidungen ist es aber sicher die beste Überlegung, sich bereits vor dem Kauf über ein Ausstiegsszenario Gedanken zu machen und mögliche unerwünschte hohe Buchverluste gar nicht erst entstehen zu lassen.

Transparenzhinweis: Der Verfasser dieses Beitrags ist zum Zeitpunkt der Erstellung nicht in Valneva, aber in Hormel Foods investiert.
Haftungsausschluss: Das ist keine Anlageberatung und keine Aufforderung zum Handeln. Jeder ist für seine eigenen Orders verantwortlich.